Nesbo, Jo - Harry Hole 09 by Die Larve

Nesbo, Jo - Harry Hole 09 by Die Larve

Autor:Die Larve
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL 23

Papa, warst du auch ein Dieb? Irgendwie war mir die ganze Zeit klar, dass ich Millionär werden würde. Mein Motto lautet, klaue nur dann, wenn es sich auch lohnt. Deshalb war ich so geduldig, habe so lange gewartet, dass ich – als sich die Chance endlich bot – wirklich das Gefühl hatte, sie verdammt noch mal auch zu verdienen.

Der Plan war ebenso einfach wie genial. Während Odins MC-Gang mit dem Alten im McDonald’s verhandelte, wollten Oleg und ich einen Teil ihres Heroinlagers in Alnabru ausräumen. Zum einen würde niemand im Club sein, weil Odin sicher all seine Schläger mitgenommen hatte. Zum anderen würde Odin nie bemerken, dass er ausgeraubt worden war, da die Bullen ihn im McDonald’s ohnehin einkassieren würden. Wenn er dann auf der Anklagebank saß, konnte er Oleg und mir eigentlich dankbar dafür sein, dass die Bullen bei ihrer Razzia nur noch ein paar Kilo gefunden hatten. Das einzige Problem waren die Bullen und der Alte. Kapierten die Bullen, dass ihnen jemand zuvorgekommen war und sich bedient hatte, hätten wir ein Problem, insbesondere, wenn der Alte das mitbekam. Das Problem löste sich auf eine Art, die der Alte mir gezeigt hatte: mit Hilfe einer Rochade, einer strategischen Allianz. Ich fuhr einfach hoch zu dem Mietshaus in Manglerud, und dieses Mal war Truls Berntsen zu Hause.

Er starrte mich skeptisch an, während ich ihm alles erklärte, aber Sorgen machte ich mir keine. Dafür war sein Blick zu eindeutig. Seine Gier. Wieder einer, der eine Entschädigung für sein Leben einfordert, der unerschütterlich daran glaubt, mit Geld eine Medizin gegen die Verzweiflung kaufen zu können, gegen die Einsamkeit, die Verbitterung. Dass es nicht bloß so etwas wie Gerechtigkeit gibt, sondern dass man sich diese auch kaufen kann, sozusagen von der Stange. Ich sagte, wir bräuchten seine Expertise, um keine Spuren zu hinterlassen, die die Polizei finden könnte, und natürlich jemanden, der hinter uns aufräumte und den Verdacht nötigenfalls auf jemand anderen lenkte, sollte doch irgendetwas gefunden werden. Und dass wir uns fünf der zwanzig Kilo holen wollten, aus denen die Lieferung bestand. Jeweils zwei für mich und ihn, und eins für Oleg. Ich sah ihm an, dass er die Rechenaufgabe schon selbst gelöst hatte: eins Komma zwei Millionen mal zwei, das machte zwei Komma vier Millionen für ihn.

»Und du hast darüber nur mit diesem Oleg gesprochen? Mit niemandem sonst?«, fragte er.

»Mit niemandem, hundertpro.«

»Habt ihr Waffen?«

»Wir teilen uns eine Odessa.«

»Eine was?«

»So eine H&M-Version einer Stetsjin.«

»Okay. Vermutlich werden sich die Drogenfahnder keine Gedanken über die Anzahl der Kilos machen, solange es keine Einbruchsspuren gibt, aber du hast Schiss, dass Odin weiß, wie viel es wirklich war, und sich an dir rächt?«

»Nein«, sagte ich. »Odin ist mir scheißegal. Ich habe Angst vor meinem Chef. Ich hab keine Ahnung, woher er seine Infos hat, aber ich bin mir sicher, dass er den Umfang der Lieferung aufs Gramm genau kennt.«

»Ich will die Hälfte«, sagte er. »Den Rest kannst du dir dann mit Boris teilen.«

»Oleg.«

»Freu dich lieber, dass ich so ein schlechtes Gedächtnis habe. Und dazu rate ich euch übrigens auch.



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